Sterbemeditation
Diese Meditation führt dich an die große, letzte zu überwindende Schwelle deiner Lebensreise. Dem Sterben.
Der Text stammt wie alle Texte dieser Seite aus meiner Feder.
Es gilt das Urheberrecht zum Thema Verbreitung und kommerzieller Nutzung.
Lese- bzw. Vorlesedauer: ca. 20 Minuten.
Dir liebe Besucherin, Besucher dieser Seite, möge diese Meditation eine große Hilfe sein, auf deinem Weg des Loslassenkönnens im Allgemeinen und natürlich auch in Vorbereitung auf deine letzte große Reise in diesem Leben.
Von Herzen
Annette
Das Geschenk des Lebens ist das Leben selbst. Schenke dich dir selbst und dem Leben.
AE
Sterbemeditation von Annette Esposito (c)
Diese Meditation führt dich an die große, letzte zu überwindende Schwelle deiner Lebensreise. Dem Sterben. Du wirst diese Schwelle in dieser Meditation nur so weit besuchen und mit einem Teil deines Selbstes überschreiten, wie es dir als Lebende überhaupt möglich ist.
Dein Höheres Selbst sowie dein momentaner Bewusstseinsstand werden dabei die Hüter an deiner Seite sein. Wisse, du wirst durch dein Höheres Selbst geführt wie gleichsam beschützt.
Zu jedem Zeitpunkt der Meditation bist du Herr deiner Lage und kannst dich also jederzeit entscheiden, die Meditation für dich zu beenden.
Vielleicht kommt dieser Zeitpunkt, vielleicht auch nicht. Solltest du dich nur für einen Moment herausnehmen wollen, ist auch das also jederzeit möglich.
Es ist nämlich ebenso möglich, einfach weiter der Meditation zu lauschen und vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt ganz sanft wieder in die Reise einzusteigen.
Bleibe zu jederzeit in der Entspannung, so gut es dir möglich ist.
Entspannung und Vertrauen in die göttliche Weisheit, wenn du magst kannst du sie auch Schöpferweisheit nennen, sind deine besten Reisebegleiter
Und nun lass uns gemeinsam diesen Ausflug in das andere Land deiner Seele starten.
Mach es dir so gemütlich es geht, egal, ob du liegst oder sitzt. Komme zu Ruhe. Schließe die Augen und wisse, dass nun einige Minuten der Ruhe auf dich warten. Etwaige Angstgefühle vor dem Unbekannten lass kommen und dann auch wieder gehen. Sie sind nicht notwendig.
Achte auf deinen Atem, aber lass ihn so fließen, wie er gerade fließen möchte. Du kommst ohnehin auf diese Weise langsam in ein ruhigeres inneres Fahrwasser.
Es geht um dich. So spüre am besten in dich hinein. Vielleicht spürst du irgendwann dein Herz schlagen, spürst die minimale Bewegung deines Körpers zu jedem Herzschlag. Lass dein Bewusstsein im Herzraum verweilen. Schau, in deinem Herzen kannst du ein warmes weißes Licht wahrnehmen. Vielleicht ganz klein zunächst. Wenn es nicht von ganz alleine größer und größer wird, darfst du es bewusst wachsen lassen.
Dieses wärmende weiße Licht nimmt nun deinen ganzen Brustraum ein. Es weitet alle dichten Energien ganz automatisch. Du fühlst dich bereits freier. Ganz ohne dein Zutun, es geschieht einfach. Was für ein schönes Gefühl. Sollte sich dies bei dir noch nicht einstellen, ist das auch völlig in Ordnung. Das Licht tut seine Wirkung, so oder so.
Und nun lass es sich ausbreiten. Größer werden. Raum nehmen. Dieses wunderbare Licht nimmt nunmehr deinen ganzen Körper ein und irgendwann ist es auch in deinem persönlichen Raum um dich herum genau so hell und warm, wie in dir drin. Was für ein schönes Gefühl der Leichtigkeit und des Getragenseins.
Und nun lass uns gemeinsam deine große, gedachte letzte Reise antreten.
Seit einigen Tagen hast du ein wenig Bauchgrimmen, nichts Besonderes, aber störend. Normalerweise wärst du nicht zum Arzt gegangen, aber da sich ein fast unerträglicher Schmerz im Rücken auch noch eingestellt hat, hast du nur zur Sicherheit einen Termin vereinbart. Du bist zwar sonst recht fit und das Leben läuft, aber nur zur Beruhigung deiner eigenen Gedanken hast du also morgen einen Termin.
Eine Nacht ist vergangen, du sitzt im Wartezimmer. Rechts und links von dir ältere Damen, die ihre üblichen Unterhaltungen bei ihren üblichen Arztbesuchen haben. Man jammert sich gegenseitig was voll. Du brauchst sowas nicht. Zum Glück.
Deine Untersuchung ist beendet, du sitzt wieder am Tisch des Arztes. Etwas bedenklich schaut er drein und möchte auf jeden Fall noch eine Blutuntersuchung sowie ein MRT machen lassen. Nur zur Sicherheit. Etwas erstaunt bist du schon. Aber gut, du bist ja schließlich so selten beim Arzt. Auf die Frage, was er denn vermute, möchte er irgendwie noch nicht eingehen, zeigt sich aber leicht beunruhigt.
Nun gut, du wartest das Ergebnis der Blutuntersuchung ab. Auch deine MRT-Untersuchung konntest du noch in der gleichen Woche durchführen.
Aber, es vergeht noch eine weitere Woche.
Zeit um in sich zu gehen. Was geht in dir vor? Welche Gedanken beginnen sich selbständig zu machen?
Nun sehe dich eine Woche später. Du bist wieder bei deinem Arzt und er lässt dich wissen, dass es nicht gut um dich steht. Er wundere sich, dass du erst jetzt zu ihm gekommen bist. Du hattest wohl keine anderen Anzeichen in den Monaten zuvor, fragt er dich? Nein antwortest du im ersten Augenblick.
Oder, halt, vielleicht doch. Wenn du nachdenkst, ja, es gab etliche schweißgebadete Nächte, es war dir ungewohnt oft unwohl und vielleicht sind die 7 Kilo weniger, worüber du dich so gefreut hast, doch nicht einfach so gepurzelt?
Nun, er eröffnet dir, dass du schwer krank bist, dich in einem nunmehr irreparablen Zustand befindest. Irreparabel, du lässt dir dieses unpersönliche Wort nochmals durch den Kopf gehen. Auf die Frage, was das konkret für dich bedeute, sagt er dir unverblümt, dass du alles, was du in Anbetracht der Diagnose noch zu regeln haben könntest, regeln solltest. Er werde seinerseits alles Notwendige veranlassen, was es von medizinischer Seite zu machen gibt, um die kommenden Monate, vielleicht noch ein Jahr, so erträglich wie möglich zu machen.
Das sitzt, wie ein Schlag ins Gesicht. Nun weißt du, du hast, wenn es gut geht, noch ein Jahr zu leben.
Dein Ende auf diesem Erdball hat nun ein Datum.
Was geht nun in dir vor? Welche Gedanken kommen auf? Welche Gefühle? Welche Ängste?
Welche Fragen stehen im Raum?
Ein ganzes Jahr noch und nur noch zugleich. Was würdest du tun, in diesem Jahr? Was wirst du jetzt endlich tun, wofür dir bisher das Geld zu schade war oder wozu du dich einfach nie getraut hast?
Wozu dir der Mut fehlte, oder du zu viel auf das Geschwätz der Leute gegeben hast?
Wem möchtest du endlich etwas sagen? Oder wem solltest du noch etwas sagen?
Lass dir Zeit und gebe dich diesen Fragen hin. Vielleicht kommen dir noch ganz andere Gedanken und Fragen. Ganz sicher zeigen sich dir viele Emotionen.
Gebe dich auch dem hin. Nun geht es um dich! Es ging immer um dich. Kümmere dich um dich.
Nach einem halben Jahr
Nun ist ein halbes Jahr vergangen. Es geht dir merklich schlechter. Trotzdem hältst du dich noch ganz gut. Eine emotionale Achterbahnfahrt liegt hinter dir und wahrscheinlich auch noch vor dir. Du hast den ersten Schock überwunden und begonnen, der Tatsache ins Auge zu schauen.
Etliches hast du schon regeln können. Obwohl es dir nun an manchem Tag wirklich nicht mehr gut ging.
Es gab tiefe und sehr schwere Gespräche mit Menschen, die dir lieb sind. Mit deiner Familie und besten Freunden. Viele Tränen sind geflossen.
So manches, was du dich nun trautest zu tun, hast du umgesetzt. Manches auch nicht, weil es einfach nicht möglich war. Auch das hast du angenommen und ein Stück weit losgelassen.
Du hast in den letzten Wochen und Monaten einmal mehr gelernt, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Loslassen und Annehmen hast du gelernt, sind so unsagbar schwer.
Dafür zeigt sich das Wichtigste im Leben von selbst in ungeschminkter Wahrheit aber auch Schönheit.
Die Schönheit der Welt, der Erde, ein Leben voller Leben, menschliche Verbindungen, Versöhnung, Vergebung, Liebe und Loslassen zugleich.
Dein Arzt hat dir gesagt, dass du dich für deine letzte Reise bei einem Hospiz anmelden kannst, wenn du nicht zuhause sterben möchtest oder in einem Krankenhaus. Ein paar Monate stehen noch vor dir, von denen du weißt, dass sie dich nicht nur emotional sehr fordern werden, sondern auch körperlich.
Schmerzen sind mittlerweile an der Tagesordnung. Sie halten sich aber noch im erträglichen Maße.
Trotzdem fällt dir vieles schwer mittlerweile. Das Lebensrad scheint sich auf der einen Seite schneller und schneller zu drehen und auf der anderen Seite hast du das Gefühl langsamer zu werden.
Du fühlst dich manchmal wie eine alte Weise, an Jahren in nur wenigen Monaten gereift. An anderen Tagen fühlst du dich als Gefangene, ausgeliefert und wehrlos.
Gibt es noch etwas, was du einer lieben Person sagen möchtest? Vielleicht gibt es eben doch noch Dinge zu klären. Es ist jetzt nicht an der Zeit, die Wahrheit zu schminken.
Du darfst auch dir selbst gegenüber Wahrhaftigkeit zugestehen. Emotionen dürfen sein, egal ob gerechtfertigt oder nicht, Emotionen sind immer ehrlich und sie müssen Raum finden, damit sie gesehen werden können und, um sie gehen lassen zu können. So wie alles gehen wird mit dir.
Noch 3 Monate
Es sind weitere Monate vergangen und du hast noch 3 Monate zu leben. 12 Wochen. Vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger.
Immer wieder macht sich auch Panik breit in dir. Das Bewusstsein über deine jetzige Situation macht dir viele Tage schwerer, als sie es ohnehin schon sind. Schwer für dich und all diejenigen, die sich schwertun, dich gehen zu lassen.
Du spürst Schwere und Schwäche deines Körpers in Vorbereitung auf die nächste Reise. Er weiß es offenbar besser, als du es wahrhaben willst. Medikamente sind mittlerweile Teil deines täglichen Aufnehmens an Nahrung. Viele deiner Tage verbringst du nun eher im Bett, einfach weil dir die Kraft fehlt.
Dein Krankenbett steht nun am Fenster und du hast einen wunderbaren Blick in die Natur. Die Sonne scheint ins Fenster, du döst ein wenig. So muss es sein, wenn man stirbt, denkst du noch, so sollte es sein, hoffst du und schläfst ein.
4 Wochen
Nur noch wenige Wochen sind dir auf dieser Erde vergönnt. Der Tod ist zum Greifen nah. Er ist Thema Nummer eins. Alles dreht sich nur noch um ihn. Warum nur hast du ihn vorher nie wahrgenommen? Was alles lag zwischen dir und ihm? Der Job, Verpflichtungen, die Meinung der Leute, deine eigene Meinung über dich, die sich nun sowieso als völlig absurd, vielleicht sogar vermessen herausgestellt hat? Warum hast du dich so wenig angenommen in deinem Sosein? Dabei bist du das Geschenk selbst, das dir das Leben gegeben hat. Hast du dich auch dem Leben geschenkt? Hast du das Geschenk des Lebens genießen können? Hast du dich selbst anderen Menschen geschenkt? Hast du Liebe und Freude offenherzig geben können und vor allem auch annehmen können?
Praktisch täglich erhältst du Besuch von deiner Familie. Sie wechseln sich ab, um dich nicht allein zu lassen in diesen Zeiten.
So manche schweigende Zeit verbringst du mal mit dem einen, mal mit dem anderen. Aber auch viele Tränen fließen. Mal gemeinsam, mal alleine. Schau dich um, wer von ihnen könnte es sein, der den Starken spielt, der dir eine Stütze sein will und seine Tränen alleine für sich weint? Bist du es sogar, der den Starken immer noch spielen möchte? Sei ehrlich in all deinem Sein. So entspannst du dich und breitest gleichzeitig eine Wiese der ehrlichen und wirklich menschlichen Begegnungen vor dir aus. Wann wenn nicht jetzt ist es an der Zeit, ehrlich zu sein? In der Ehrlichkeit liegen Wut, Verzeihen, auch dir selbst, ebenso wie endlich ausgesprochene Worte der Zuneigung, des Stolzes, der Freude und der Liebe.
Du döst wieder ein.
3 Tage
Es sind noch 2, vielleicht 3 Tage deines Lebens. Mehrheitlich schläfst du nun. Schmerzen hast du keine, da du Infusionen mit den nötigen Mitteln erhältst. Das macht dich alles in allem etwas dämmrig. Trotzdem weißt du, dass es bald so weit ist. Es ist alles gesagt. Deine Lieben halten Tag und Nacht Wache. Es ist still im Raum. Du nimmst kaum mehr das Piepen des Monitors wahr, an den man dich angeschlossen hat. Das Gespür für deinen Körper geht dir ein Stück weit verloren.
Dein Mund ist trocken. Mit einem Wattepad feuchten helfende Hände deinen Mundraum immer wieder an. Deine Hand wird gehalten, dein Kopf sanft gestreichelt. Du fühlst, dass noch jemand im Raum ist. Irgendwer ist noch da, und es ist keiner deiner Lieben, aber du kennst ihn…
Du dämmerst wieder weg…
Todestag
Es ist heute der Tag deines Überganges. Zart tupft dir einer deiner Angehörigen, vielleicht auch eine Sterbebegleiterin, die Stirn ab. Dein Mund wird regelmäßig befeuchtet. Es wurden Blumen noch gebracht. Deine Lieben sind da und versuchen, den Raum ruhig, sanft und schön zugleich zu gestalten. Vielleicht kannst du wahrnehmen, wer sich alles um dein Sterbebett versammelt hat?
Liebevolle Worte, die dir zugehaucht werden, scheinen wie von weit weg nur durch einen Nebel zu dir zu dringen. Du fühlst, dass dein Weg nun beginnt. Alle Verbundenheit zur Außenwelt darf losgelassen werden.
Verbundenheit ist nun ein Hindernis beim Übergang.
Dein Atem ist flach, er setzt hin und wieder aus.
Jetzt spürst du das Loslösen. Endlich, du löst dich von der schweren Hülle deines Körpers. Du schwebst. Nun herrscht eine überwältigende Stille des reinen Seins. Auf dieser Ebene wirst du in Empfang genommen. Nimm wahr, wer dich empfängt, wer sich dir als Begleiter zeigt. Du befindest dich immer noch im Loslöseprozess, der in ungeahnter Leichtigkeit geschieht. Es werden dir durch die Schleier der Dimensionen Informationen zugetragen. Lausche ihnen.
Und verweile nun eine Weile sicher und getragen in der Geborgenheit des Urlichtes und der tragenden Kraft der Unendlichkeit.
…bevor du deine Reise zurück in dein Leben im Hier und Jetzt wieder antrittst.
Gleite nun langsam und sachte wieder hinein in deinen Körper, dem Geschenk dieses Lebens.
Fühle die wohlige Schwere wieder, die dich in diesem Leben bewegt und trägt.
Nun atme tief ein aus. Und ein weiteres Mal tief ein und aus.
Lasse dir Zeit, du hast diese Zeit. Nutze sie. Du bist der einzige Mensch in deinem Leben, der
Über das wie und wo seiner Zeit bestimmt.
Herzlich Willkommen zurück in deinem Leben!
Annette Esposito
Februar 2025